Einatmen - Ausatmen

Daniela Hölzl 2015

 


Iris Dostal arbeitet als Malerin an einer Grenze. Sie bewegt sich im Gebiet zwischen dem Sagbaren und dem Noch-Nicht-Sagbaren, dem Nicht-Mehr-Sagbaren und sie erforscht diese Trennung mit den Mitteln der Malerei. Für die (poetische) Sprache bilden die semiotischen Triebkräfte vorsprachlicher Empfindung den Boden, diese werden begrenzt von der artikulierten Setzung logischer Strukturen, wirken aber weiter, im Rhythmus, in der Musikalität. Auf großformatigen Leinwänden lotet Iris Dostal diese, notwendig verbundenen, Bereiche aus. Geometrischen, kristallinen Formgebungen und räumlichen Strukturen stehen leichte, fluide, entstehende, veränderlich ungeformte Formen von subtiler Farbigkeit gegenüber - Farbraumgebilde mit der Energie unbewußter Erinnerungen.
In der Arbeit Einatmen - Ausatmen (2007/15) gelingt der Künstlerin die Integration dieser scheinbaren Antipoden. Ein fließender Rhythmus von Ausdehnung und Kontraktion durchdringt einen grün-gelb lichtdurchfluteten Bildraum, spärliche Interventionen repräsentieren die Setzung eines willentlichen Mal-Aktes. Während ein schwarzer Balken so über dem nicht-sagbaren Grund zu liegen scheint, verweist eine schmale, ausgekratzte Form, die das helle Gewebe der Leinwand sichtbar werden lässt, auf die ständige Durchdringung unterschiedlicher Realitätsebenen.


 

 

 


Praxis ohne Namen

Walter Seidl 2008


Die Malerei von Iris Dostal greift persönliche Momente einer Realität auf, die auf Erfahrungen zurückgehen, die sich in Grenzbereichen des Wahrnehmbaren aufhalten und nach einer expressiven Artikulationsweise verlangen. Die malerische Geste, die Dostal einsetzt, bezieht sich auf eine Überlagerungstechnik von Schichten, die Ebenen des Bewußtseins reflektieren, das als Moment des Nicht-Visuellen auf der Leinwand sichtbar gemacht wird. In jedem Bild treten mehrere dieser Schichten auf, die die scheinbare Abstraktion figürlich werden lässt und eine Dreidimensionalität des Raumes erzeugt. Dostal spielt gekonnt mit Abstraktion und Figuration, Momente, die vor allem auch in Arbeiten Maria Lassnigs auftauchen. Bei Dostal wird jedoch die Figur weitgehend aus dem Bild genommen und vor allem die Empfindungsebene sichtbar. Letztere manifestiert sich stets unterschiedlich in den einzelnen Bildern, die meist ohne Titel auskommen und durch Anordnung der Farben und Bewegungselementen die Sprache erheben.
Dostal läßt die Materialität und Beschaffenheit von Farbe auf der Oberfläche ihrer Malerei sichtbar werden, indem die am Kreidegrund entlangfließende Eitempera die Grenzen des zur Verfügung stehenden Umraum auslotet. Ihre Arbeit dreht sich um die Verletzbarkeit von Materialien, um Momente der Kontemplation zu erzeugen.

 

 

 



Im Land keiner Karte

ART AND SIGNATURE / Sabrina Möller / 2013


Durch die reflektierende Oberfläche eines Spiegels, die ein virtuelles Abbild der Wirklichkeit erzeugt, kann sich ein Subjekt visuell selber betrachten. Die Funktion des Spiegels in der Gesellschaft ist eine Art Überprüfung des Blickes von außen. Wie wird man von einem anderen Subjekt wahrgenommen? (.....)